Reiseblog August 2025 - Ein Auf und Ab der Gefühle
Sommer, Sonne, heiße Temperaturen – so stellt man sich einen August vor. Und genau das hatten wir den ganzen Monat. Unsere Stellplätze lagen daher meist an Flüssen, um uns zwischendurch immer wieder abkühlen zu können.
Neben dem Versuch etwas mehr die Berge Georgiens zu erkunden, erlebten wir Straßen, die mehr einer Großbaustelle glichen, aber uns auch zum Teil wunderschöne Ausblicke bescherten. Wir lauschten regelmäßig dem Konzert unzähliger Zikaden, fanden jedoch auch die absolute Einsamkeit und Ruhe.
Unsere Gefühle fuhren Achterbahn – von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, war diesmal alles dabei. Warum? Das erfahrt ihr in den nachstehenden Zeilen.
Mäuseschaden
Wie bereits im Vormonat erwähnt, hatten sich an unserem Dauerstellplatz – sehr zu unserem Leidwesen – einige Mäuse im Fahrerhaus ausgetobt. Als wir wenige Tage vor unserer Abfahrt Mo auf seine Fahrtauglichkeit prüften, mussten wir feststellen, dass Mo irgendwo Luft verlor – jedoch nicht an den Reifen, sondern im Luftkreislauf.
Daher ging es auf die Suche. Wir kippten das Fahrerhaus und fanden zum Glück recht schnell die Fehlerquelle. Ein Luftschlauch hatte den Mäusen besonders geschmeckt und ihn mehrfach angeknabbert. Ersatzteile haben wir an sich ausreichend mit und sogar solch einen Luftschlauch, nur war dieser zu kurz.
Somit stellte sich uns die Frage, wo bekommen wir einen passenden neuen Luftschlauch her. Nur wenige Kilometer von unserem Platz befand sich ein kleines Kieswerk, wo stets mehrere LKWs standen. Ich schnappte mir meinen Roller und stattete dem Kieswerk einen Besuch ab. Ich hatte Glück, denn zu dem Zeitpunkt waren gerade fünf LKWs vor Ort. Alle Fahrer waren äußerst hilfsbereit und schauten direkt in ihren Kisten nach. Und siehe da – ein Fahrer hatte tatsächlich den passenden Schlauch dabei. Er schnitt die benötigte Länge ab und als ich fragte, was es kostet, winkte er nur ab. Das war Georgien – die Hilfsbereitschaft und Offenheit, die wir so oft erlebten.
Freudestrahlend kam ich bei Christian wieder an, der in der Zwischenzeit noch einige Kabel mit Bissspuren entdeckt hatte. Diese konnten jedoch ohne weitere Probleme neu gemacht werden und wir hofften, keinen Untermieter mehr an Bord zu haben.
Abschied von Salomes Familie
Nachdem Mo wieder fahrtauglich war, hieß es nach sechs Wochen Abschied nehmen von unserem schönen Stellplatz und somit auch von Salomes Familie.
Wir gingen ein letztes Mal bei unserer Gastfamilie vorbei, schossen mehrere Erinnerungsfotos und umarmten uns noch einmal mit Tränen in den Augen.
Wir hatten eine wunderschöne Zeit an diesem Ort, erhielten einen tiefen Einblick in das Leben einer georgischen Familie und sind unendlich dankbar für die unvergesslichen Erinnerungen und der grenzenlosen Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurde.
Zum Abschied mussten wir Salome und ihrer Familie versprechen, dass wir bei unserem nächsten Aufenthalt in Georgien sie unbedingt besuchen kommen sollen, was wir definitiv machen werden.
Auf in den Westen von Georgien
Mit einem letzten Blick zurück, passierten wir wir noch einmal den Zhinvali Stausee und bogen auf die Heerstraße ab. Dabei ging es an unzähligen LKWs vorbei, die am Straßenrand standen und warteten, bis sie sich auf den Weg zur russischen Grenze begeben konnten.
Die Fahrt ging weiter, größtenteils auf der Autobahn, Richtung Westen – vorbei an flachen Feldern, der Stadt Gori, dem ein oder anderen Windrad und immer tiefer ins Tal hinab.
Dabei wollten wir doch in die Berge. Aber diese waren nicht so leicht zu erreichen.
Auf der Höhe von Surami mussten wir einmal quer durch den Ort und sahen so manch Kuriositäten am Wegesrand.
Riesige Hängematten, Hängestühle oder auch Ziegelbrot wurden in Massen angeboten. Das Brot ähnelte Brioche und wurde auf Dachziegeln gebacken. Vom Geschmack war es jedoch sehr trocken und nicht zu vergleichen mit dem leckeren georgischen Shoti Brot.
Kurzer Stopp in Kutaissi
Wenn man die Autobahn Richtung Westen fährt, kommt man unweigerlich an Kutaissi vorbei, der drittgrößten Stadt Georgiens.
An sich meiden wir in der Regel Großstädte, aber wir waren mal wieder auf der Suche nach einer Werkstatt. Vor einigen Tagen hatte Christian eine gebrochene Halterung entdeckt, die im Motorbereich eingebaut war. Nichts dramatisches und auch nichts, was unsere Fahrt beeinträchtigt hätte.
Ein Schweißgerät hatten wir jedoch nicht dabei und mussten entsprechend fremde Hilfe aufsuchen. Angekommen an der Werkstatt wurde uns relativ schnell geholfen und ein Mitarbeiter brutzelte das abgebrochene Stück wieder dran. Ja, brutzeln war hier das richtige Wort. Denn fachmännisch schweißen sah definitiv anders aus. Da es kein tragendes Teil war, sollte es erstmal halten – so lange bis Christian es entsprechend sauber schweißen konnte.
Anschließend ging es einmal quer durch die Stadt. Wir tankten nach fast drei Monaten ein paar Liter Diesel und statteten einem Einkaufszentrum einen Besuch ab.
Drei Kreuze, als wir endlich aus der Stadt wieder raus waren. Der Verkehr war enorm und die Ampelschaltung zwang uns häufiger zum stehen als uns lieb war.
Die Baustellenstraße
Doch was danach kam, war alles andere als spaßig.
Wir fuhren durch Tskaltubo, einem der bedeutendsten Kurorte der ehemaligen Sowjetunion. Heute erinnerte nicht mehr viel an den Glanz der damaligen Zeit. Die alten Thermalbäder sind zum Teil leerstehende Ruinen und von vielen Reisenden gern besuchte Lost Places. Uns haben diese jedoch nicht wirklich gereizt und so steuerten wir grob Lentechi bzw. den Zagari Pass an.
Waren wir bisher von den georgischen Straßen ziemlich verwöhnt, reihte sich nun eine Baustelle an der anderen. Der Straßenbelag wechselte von gutem Asphalt, zu Schotter oder Schlaglochpiste und das immer im Wechsel.
Enge Straßen, uneinsichtige Kurven, drängelnde Georgier und allerlei Kühe auf der Straße, brachten uns (neben den ohnehin schon heißen Temperaturen) ordentlich ins schwitzen und Christian mehrmals zum fluchen.
Für 40 km benötigten wir knapp drei Stunden und wir wollten einfach nur noch ankommen.
Doch keine Berge
Auf der Höhe von Larchvali bogen wir in ein Seitental ab und steuerten einen Platz in der Nähe eines kleinen Gebirgsbaches an. Der Bach mit seinem glasklaren Wasser brachte uns tatsächlich die erhoffte Abkühlung und auch nachts sanken die Temperaturen in einen erträglichen Bereich.
Während unsere erste Nacht absolut ruhig war, wurde die zweite Nacht von ständigem Hundegebell begleitet. Eine an sich niedliche Hundedame hatte es sich zur Aufgabe gemacht uns und Mo zu bewachen und verbellte jeden Nachfalter und jedes noch so kleine Rascheln. Ich kann euch sagen, es war mehr als anstrengend und wir waren beide entsprechend gerädert am darauffolgenden Morgen.
An sich wollten wir an diesem Platz noch länger bleiben – hatten wir uns doch gerade so schön eingerichtet. Aber von einem Tag auf den anderen war plötzlich kein Internetempfang mehr da. Da ich jedoch arbeiten musste, waren wir gezwungen eine Lösung zu finden.
Wir überlegten erst weiter Richtung Zagari Pass und Berge zu fahren. Aufgrund unserer aktuellen Probleme am Mo und weil wir nicht wussten, ob weiter oben tatsächlich das Internet wieder funktionierte, entschieden wir uns jedoch schweren Herzens, wieder hinab zu fahren.
Der Plan in die Berge zu fahren, war somit gescheitert. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Schließlich wussten wir jetzt schon, dass wir Georgien in einigen Jahren erneut besuchen werden. Und dann werden wir uns den hohen Kaukasus definitiv näher anschauen.
Von Flussschweinen, Kühen und unzähligen Zikaden
Da wir keine weiteren bösen Überraschungen an dem Tag und für die nächsten Tage gebrauchen konnten, fuhren wir zurück an einen Platz, wo wir vor unserem Aufbruch in die Berge Georgiens bereits ein paar Tage standen und wir auch wussten, dass eine stabile Internetverbindung vorhanden war.
Neben freilaufenden Kühen und einigen (Fluss-) Schweinen gab es hier unzählige Zikaden in den Bäumen, die uns tagsüber ein kostenloses Konzert boten. Nachts war es hingegen sehr ruhig und wir konnten wieder ohne stetiges Hundegebell durchschlafen.
Ein weiterer Pluspunkt waren die Bäume, die uns ausreichend Schatten spendeten sowie ein Fluss, der nur wenige Meter von uns entfernt gemächlich dahinfloss. Aber nachdem Christian eine Schlange im Wasser gesehen hatte, beschränkten wir den Gang ins Wasser lediglich um die Füße kurz abzukühlen.
Wir blieben eine Woche, in der das ein oder andere Bastelprojekt erledigt wurde. Christian entdeckte dabei sogar eine neue Baustelle an Mo, die er umgehend anging. Die Dachrinne über unserer Stauraumklappe löste sich, was auf fehlendes Anschleifen und Primern durch unseren Fahrzeugbauer zurück zuführen war. Die Liste an Mängeln wurden immer länger und die Unzufriedenheit bzgl. der Leistung der Firma immer größer. Ein Grund von vielen weshalb wir sie nicht weiterempfehlen!
Am letzten Abend bekamen wir dann noch überraschenderweise Besuch. Das Team @abenteuersuchtberatung war wieder im Lande und zum ersten Mal kreuzten sich unsere Wege. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend am Fluss zusammen und tauschten uns über unsere Reiseerfahrungen und -erlebnisse aus. Da es bereits zu dunkel war, und wir am nächsten Tag früh beizeiten aufbrachen, gibt es leider kein gemeinsames Bild von uns.
Langsam geht es zurück
Obwohl wir noch gut einen Monat in Georgien bleiben wollten, machten wir uns langsam aber sicher auf den Weg Richtung türkische Grenze.
Es machte für uns keinen Sinn zur Hochsaison ans schwarze Meer zu fahren, wo zu dieser Zeit viele Einheimische waren und die Temperaturen am Meer noch höher waren, als im Landesinneren.
Somit ging es noch einmal durch Surami, der Stadt mit den Ziegelbrotständen am Straßenrand, und anschließend nach Chaschuri. Hier hatten wir im Mai unsere erste Begegnung mit dem georgischen Markttreiben und Essen. Daher steuerte ich zielgerichtet die entsprechenden Stände und Geschäfte an, stockte unsere Vorräte auf und weiter ging es.
Unser erster Strafzettel
An sich wollten wir ein paar Tage in der Nähe von Borjomi (Bordschomi) verbringen, jedoch versperrten unzählige tiefhängende Äste uns die Zufahrt zum Stellplatz.
Daher fuhren wir bis auf Höhe von Akhaltsikhe, was nur noch rund 20 km von der türkischen Grenze entfernt war, und bogen dann links ab Richtung Vardzia.
Nach einem Kreisverkehr wurden wir plötzlich von der Polizei gestoppt. Unsere erste Polizeikontrolle in Georgien, die mit unserem ersten Strafzettel seit Beginn der Reise endete. Unser Vergehen war fehlendes blinken IM Kreisverkehr, was uns zum Schluss 50 Lari kostete. Später stellten wir fest, dass dies nicht als Kreisverkehr, sonder ganz normale Kreuzung gesehen wurde.
Um den Frust ein wenig abzuspülen, bekam Mo im Anschluss eine kleine Pflegeeinheit. Außerdem entdeckten wir unseren ersten „richtigen“ Baumarkt in Georgien, der zunächst den Eindruck erweckte gut ausgestattet zu sein. Aber beim genaueren Hinsehen stellten wir fest, dass wir nur ein was von unserer Einkaufsliste streichen konnten. Der Rest musste wahrscheinlich warten, bis wir wieder in Griechenland sind.
Fast wie in Armenien
Nach Akhaltsikhe änderte sich die Landschaft zusehends und ich hatte beinahe das Gefühl, wir sind wieder in Armenien.
Die sanften Hügel waren zum größten Teil von trockenem Gras bedeckt und parallel zur Straße verlief die Kura als reisender Strom.
Wir schlängelten uns immer tiefer in das Tal hinein und waren zum Schluss auf knapp 1.200 Höhenmeter. Ein sanfter Wind machte die Temperaturen von knapp über 30 Grad erträglich und die Aussicht war einfach wunderschön.
Stellplatz mit privater Badewanne
Fast am Ende des Tals fanden wir ein kleines Paradies mit unserer privaten Badewanne direkt vor der Haustür. So nah am Wasser standen wir bisher auch noch nicht und Schatten gab es tatsächlich on top.
So oft es ging, nutzten wir die Annehmlichkeit uns in dem frischen Wasser abzukühlen. Wurden wir anfangs noch kritisch von einem Esel dabei beobachtet, schenkte er uns wenig später keine Beachtung mehr.
Mit Bärbel und Ansgar, welche wir kurz zuvor kennengelernt hatten, verbrachten wir einen gemütlichen Abend am Fluss, unter einem sternenklaren Himmel. Leider mussten sie am nächsten Tag bereits weiterziehen, da sie keine Open End Reise hatten wie wir.
Wir blieben ein paar Tage, in denen wir Bekanntschaft mit dem Kuhhirten machten, der uns kurzerhand zu sich nach Hause einlud und uns eine kleine Kapelle aus dem 8. Jahrhundert zeigte. Zum Abschied bekamen wir frische Gurken, Mais und Kartoffeln aus seinem Garten geschenkt, sowie selbstgemachten Käse.
Erneut waren wir überwältigt von der georgischen Gastfreundschaft und fühlten uns ein wenig überfordert.
Auch wenn der Ort absolut idyllisch wirkte, war er für unsere Verhältnisse leider etwas zu stark frequentiert. Somit ging es zu einem ruhigeren Platz ebenfalls am Fluss. Auf dem Weg dahin kamen wir durch das kleine Dörfchen Vardzia, was eines der großen Highlights von Georgien zu bieten hatte.
Und wenn wir schon einmal direkt daran vorbei fuhren, so konnten wir auch einen Zwischenstopp einlegen. Denn in diese Ecke Georgiens würden wir nicht noch einmal kommen.
Vardzia
Oder auch Wardsia – die Höhlenstadt der Königin Tamar, welche im 12. Jahrhundert von Hand aus dem Tuffstein des Eruscheti-Berges heraus geschlagen wurde. Innerhalb von 48 Jahren wurde diese 500 m über dem Fluss Mtkvari (Kura) erbaut.
Dabei nutzten die Baumeister Vor- und Rücksprünge für die Anlage tiefer Höhlen, die durch Tunnel, Treppen, Terrassen und Galerien miteinander verbunden sind. Für die Einwohner waren ursprünglich 3.000 Wohnungen auf bis zu sieben Stockwerken errichtet worden, die Platz für 50.000 Menschen boten.
Neben unzähligen Wohnhöhlen waren auch eine Kirche, eine Schatzkammer, Ställe, Bibliothek, Badebassins und sogar eine Apotheke untergebracht. Heute sind noch rund 750 Räume erhalten. Der Rest wurde im Jahre 1283 von einem Erdbeben zerstört.
Wir liefen unzählige Stufen auf und ab, schauten uns jeden noch so kleinen Winkel der Anlage an und waren erstaunt, wie gut die Fresken in der Klosterkirche Maria Himmelfahrt noch erhalten waren. Dies war für mich der persönliche Höhepunkt von Vardzia.
Noch heute leben übrigens in einem abgesperrten Teil ein paar Mönche, die durch ihre Blumen vor der Haustür der Anlage ein wenig Farbe verpassen.
Staubsaugerkauf
Nach dem erfolgreichen Besuch der Höhlenstadt machten wir uns auf den Weg zu einer anderen Stadt. Es ging erneut nach Akhaltsikhe – diesmal jedoch auf der Suche nach einem neuen Staubsauger. Christian sein heiß geliebter Staubsauger hatte nämlich den Geist aufgegeben.
Die Fahrt dahin führte uns aus dem traumhaften Tal hinaus und wir waren wieder mehr oder weniger im Trubel angekommen. Wir steuerten zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit den „Baumarkt“ an. Hier gab es eine begrenzte Auswahl an Geräten, wobei wir uns nicht für den erstbesten entschieden.
Zu Fuß ging es noch in ein nahegelegenes Elektrofachgeschäft, wo wir letztendlich fündig worden. Der neue Staubsauger ist zwar nicht perfekt und keineswegs vergleichbar mit seinem Vorgänger, aber für die nächsten Monate sollte er als Überbrückung ausreichen. Christian konnte sein morgendliches Ritual wieder in Ruhe ausführen, was zum Wohlbefinden aller beitrug.
Nach diesem ganzen Stress suchten wir uns erneut ein ruhiges Plätzchen selbstverständlich am Fluss. Wo wir genau gelandet sind und mit was wir uns die letzten Tage in Georgien noch vertrieben – Das, erfahrt ihr beim nächsten Mal.
Außerdem werden wir uns im September langsam in Richtung unseres Winterquartiers aufmachen, was bedeutet, dass wir auch wieder mehr Fahrtage haben werden.
Von daher seid gespannt, wir sind’s. Bis zum nächsten Mal, wenn ihr mögt!
























































































