Reisemonat Juni 2024 - Das Baltikum
Juni 2024 – Drei Länder in einem Monat
Der erste komplette Reisemonat liegt hinter uns und hatte viel zu bieten. Neben drei verschiedenen Ländern, einigen kleineren und größeren Städten, viel Natur und diversen Seen sind es die unzähligen Eindrücke, Begegnungen und damit verbundenen Gefühle, welche uns in Erinnerung bleiben.
Polen
Die ersten Tage im Juni verbrachten wir an verschiedenen kleinen Waldstellplätzen, erkundeten jeweils die nähere Umgebung und arbeiteten fleißig am Blog für den Mai.
Bevor es zur Wolfsschanze ging, gönnten wir uns einen Aufenthalt auf einem Campingplatz. Wäsche waschen stand auf dem Programm. Der Platz entpuppte sich als kleines Paradies. Direkt an einem See gelegen, fernab der Hauptverkehrsstraße und mit vielen verschiedenen Tiergeräuschen. Vom Klappern der Störche, dem Quaken der Frösche über dem Schnattern der Enten und natürlich auch wieder dem Kuckucksruf, waren noch viele andere Vogelgeräusche vertreten. Es hat sich ein bisschen wie Urlaub angefühlt und ich konnte das erste Mal auf dieser Reise meine Yoga-Matte ausrollen.
Die Wolfsschanze in Polen
Früh am nächsten Morgen rollten wir auf dem Parkplatz der Wolfsschanze ein. Ein geschichtsträchtiger Ort, der zum Nachdenken anregt und durch die wertvolle Arbeit der Forstverwaltung für zukünftige Generationen aufrecht erhalten wird. Inmitten eines grünen Waldes mit vielen, teils über 100 Jahre alten Bäumen, befinden sich die Überreste des ehemaligen Führerhauptquartiers von Adolf Hitler. Teils komplett zerstört, teilweise die äußere Hülle noch erhalten, sind über 20 Bunker und Gebäude auf dem mit zahlreichen Informationstafeln angelegtem Rundweg zu bestaunen. Mit einer Audio-visuellen Ausstellung wird deutlich gemacht, was für brutale und menschenverachtende Ausmaße die damals an diesem Ort getroffenen Entscheidungen hatten. Inzwischen hat sich die Natur mit den Gebäuden verbunden, was es schwieriger macht, die Kälte dieses Ortes von damals nachzufühlen. Trotzdem verliesen wir diesen Ort, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken um das Gesehene zu verarbeiten.
Stellplatzsuche
Die darauffolgenden Tage gestalteten sich mit der Stellplatzsuche wieder als kleine Herausforderung. Von besetzten, nicht wirklich zumutbaren bzw. befahrbaren über mitten in der Stadt liegenden Plätzen bis hin zu gut ausgebauten kostenlosen Wohnmobil-Stellplätzen oder mitten in der Natur befindlichen Picknickplätzen – hatten wir alles schon erlebt. Manchmal kann es auch vorkommen, dass wir anfangs ganz allein auf einem Parkplatz stehen und wir wenige Stunden später komplett zugeparkt sind. Aktuell finden wir zu 60% unsere Stellplätze über die App Park4Night, zu 30% über GoogleMaps und die restlichen 10% machen ein wenig Glück aus. Hinzukommt, dass wir uns im Juni noch kurz vor der Saison befinden, weshalb wir oft allein auf dem ein oder anderen Stellplatz stehen. Das wird sich im Juli und August sicher ändern.
Litauen
Am 09. Juni 2024 reisten wir in unser drittes Reiseland ein. Litauen begrüßte uns stürmisch und mit einem kleinen Stellplatz oberhalb eines schönen Sees – einer von über 3.000, welche es in Litauen gibt. Aufgrund der Zeitverschiebung und der Tatsache, dass der längste Tag des Jahres immer näher rückte, war es selbst nach 22:00 Uhr noch hell. Das war für uns erstmal eine kleine Umstellung, aber wir gewöhnten uns schnell daran.
Städtetour
In Kaunas, der ersten größeren Stadt in Litauen, verbrachten wir zwei Tage und erkundeten in Ruhe die Burg, die angrenzende Altstadt mit viel StreetArt an den Häuserwänden, eine Standseilbahn mit schöner Aussicht über die gesamte Stadt sowie die Lebensmittelgeschäfte, wobei wir hier ein wenig ins Schwärmen kamen. Das Angebot von dunklem Brot und die recht günstigen Preise für eine SIM-Karte stimmten uns zufrieden. An beiden Tagen waren wir jeweils wieder an die 20 km zu Fuß unterwegs und gönnten uns abends stets eine Schwimmeinheit im nahegelegen Stadtsee.
Kreuzhügel
Ein weiteres Highlight auf unserer Reise durch Litauen Richtung Lettland war der Berg der Kreuze, wobei es sich eher um einen Hügel handelt, welcher knapp zehn Meter hoch ist. Zur Entstehung des Hügels, dem Aufstellen der Kreuze sowie den damit ausgelösten Wirkungen gibt es unter anderem zwei Legenden.
Von Legenden
Die erste besagt, dass der Vater einer kranken Tochter von einer weißen Frauengestalt geträumt hat. Diese gab ihm auf, ein Kreuz auf dem Hügel aufzustellen, was er auch tat und nach seiner Rückkehr war seine Tochter wieder gesund.
Die zweite Legende erzählt von einem Fürsten aus Vilnius, der vor 300 Jahren gegen einen anderen Fürsten prozessierte. Auf der Reise nach Riga kam er an dem Hügel vorbei und habe zu seinen Bediensteten folgendes gesagt: „Wenn ich den Prozess gewinne, werde ich auf dem Berg ein Kreuz aufstellen.“ Er gewann und lies ein Kreuz aufstellen.
Unabhängig, wie der Hügel tatsächlich entstanden ist, wurden im 19. und 20. Jahrhundert viele Kreuze von Bewohnern der Umgebung aufgestellt, welche nicht wussten, wo ihre im Krieg gefallenen Angehörigen vergraben sind. In den 60er und 70er Jahren unternahm die damals kommunistische Regierung mehrere Zerstörungsaktionen des Hügels, welche jedoch unmittelbar am Folgetag durch das Aufstellen neuer Kreuze sabotiert wurden. Seit der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit Litauens 1991 und insbesondere nach dem Papstbesuch 1993 gilt der Kreuzberg international als heiliger Ort für Katholiken, was man an den Kreuzen mit Inschriften aus aller Welt erkennen kann.
Unzählige Kreuze
Wie viele Kreuze sich inzwischen auf und um dem Hügel befinden, kann niemand sagen, da es täglich mehr werden. Der Berg der Kreuze ist mittlerweile sehr touristisch erschlossen und tagsüber werden mehrere Busladungen mit Menschen an diesem Ort ausgeladen. Die tatsächliche Magie des Ortes bekamen wir erst zu spüren, als es Abend wurde und wir den Hügel ganz für uns allein in Ruhe erkunden konnten.
Kurz bevor wir die Grenze zu Lettland überquerten, machten wir übrigens noch einen Zwischenstopp an einer Tankstelle und kamen in den Genuss von dem günstigen Diesel von 1,36 EUR/l. Ein weiterer Pluspunkt für Litauen.
Lettland
Am 15. Juni 2024 war es soweit und wir erreichten die Grenze unseres vierten Reiselandes und des dritten Landes in diesem Monat. Irgendwie passen wir es immer ab, an einem Wochenende eine Grenze zu überqueren. Mal schauen, wie sich das in Zukunft entwickeln wird.
Nach dem obligatorischen Organisieren einer SIM-Karte, damit wir stets Internet im Mo haben, erkundeten wir am Folgetag Riga zu Fuß. Neben einer wunderschönen Altstadt mit Dom- und Rathausplatz, den drei Brüdern und Schwarzhäupterhaus trafen wir die Bremer Stadtmusikanten, machten Halt am Anlegeplatz der großen Kreuzfahrtschiffe und schlenderten durch den Zentralmarkt, wo es neben frischen Lebensmitteln auch allerlei Gewürze und Süßwaren gab. So schön Riga auch sein mag, war es uns am Abend zu laut und zu voll, so dass wir fluchtartig gegen 22:00 Uhr noch aus der Stadt rausfuhren. In dem Falle kam es uns zu Gute, dass es bis ca. 23:00 Uhr hier noch hell war.
Ostsee und Nationalpark Gauja
Ein Abstecher an der lettischen Ostsee durfte selbstverständlich nicht fehlen und diesen verbanden wir mit einem Besuch der weißen Dünen von Saulkrasti. Ihren Namen hat die Düne von den weißen Schichten verhärteten Sandes erhalten, der visuell dem Sandstein ähnlich ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Wetter lag, aber wir hatten diesen Ort fast komplett allein für uns, wo Tourismus und Naturschutz eine sehr schöne Symbiose bilden. Vielleicht ist es aber auch noch ein kleiner Geheimtipp. Wer weiß…
Weiter ging es für eine Wanderung in den größten und ältesten Nationalpark Lettlands – der Gauja-Nationalpark. Es ging treppauf und treppab, durch grüne Wälder, vorbei an prachtvollen Sandsteinfreilegungen und Felsen, entlang der Gauja bis hin zur Gutmanns- und Teufelshöhle. Ein bisschen haben wir uns dabei an das Elbsandsteingebirge mit seinen vielen Boofen erinnert gefühlt.
Gamechanger
Da wir uns zeitlich gegen einen Besuch von Estland entschieden haben, war dies unser nördlichster Punkt unserer Reise und wir bewegten uns wieder gen Litauen. Aufgrund der nicht so guten Straßenverhältnisse bzw. vielen LKW-Verbotsschildern, wetterbedingt und auch weil wir eine kleine Mission im Kopf hatten, steuerten wir erneut Riga an – diesmal jedoch den Stadtrand und ein großes Einkaufszentrum. Der Besuch eines Outdoorgeschäftes schmälerte dann schlussendlich die Reisekasse. Dafür sind wir nun nicht nur auf vier Rädern oder zwei Füßen unterwegs, sondern können jederzeit auf zwei Rollen wechseln. Was für ein Gamechanger.
Als letzte Attraktion in Lettland besuchten wir das Schloss Rundale, das Versailles von Lettland. Aus unserer Sicht jedoch alles viel zu touristisch aufgezogen und daher begnügten wir uns mit einem Rundgang um die Außenanlage sowie einer ersten kleinen Runde mit unseren neuen Rollern.
Litauen
Nach einer Woche Lettland reisten wir am 22. Juni 2024 erneut in Litauen ein, was übrigens wieder ein Wochenende war.
Vom Midsommer, welcher in Litauen traditionell in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni gefeiert wird, bekamen wir an unserem Stellplatz an einem kleinen See nicht viel mit. Dafür hatten wir uns diesmal über die landestypischen Feiertage informiert und wussten daher, dass am 24. Juni hier ein Feiertag ist.
Vilnius
Nachdem wir bereits die Hauptstadt Lettlands besichtigt hatten, wollten wir uns auch die Hauptstadt Litauens nicht entgehen lassen. Dabei hat uns Vilnius positiv überrascht. Die Stadt erinnert mit seinem Gürtel aus Wäldern und unzähligen Parks an eine grüne Lunge. Über den Table Hill ging es zu den Drei Kreuzen, von wo aus wir Vilnius komplett überblicken konnten. Nach mehreren Treppen rauf und wieder runter, schlenderten wir durch die mittelalterliche Altstadt zum Teil über kopfsteingepflasterte Straßen. Vom Gediminas Turm, dem Präsidentenpalast, dem Schloss, der alten Stadtmauer, dem Tor der Morgenröte bis hin zur Republik Užupis – unsere Füße leisteten wieder ganze Arbeit. Für Roller ist Vilnius nämlich leider weniger geeignet.
Unweit von Vilnius entfernt, befindet sich sich die einzige Wasserburg Osteuropas. Trakai verzauberte mit seiner einzigartigen seenreichen Landschaft und einer im Mittelalter errichteten, im vergangenen Jahrhundert aus Ruinen wieder hergerichteten Burganlage. Bei schönstem Sonnenschein und noch vor dem Touristenstrom erkundeten wir die Burg und die Promenade. Der Ausblick über diese Seenlandschaft war wunderschön. Selbstverständlich waren wir auch wieder in einem der Seen baden.
Natur pur
Die letzten Tage in Litauen besuchten wir den Regionalpark Nemunas-Schleife und genossen den Ausblick vom höchsten Aussichtsturm (51 m) des Schutzgebietes. Auch hier war wieder alles sehr grün mit vielen Wäldern und unzähligen Seen. Fast täglich waren wir in einem der zahlreichen Seen Litauens baden und genossen das saubere Wasser und die gute Wasserqualität.
Polen
Kurz vor Monatsende sind wir wieder zurück in Polen und es ist erneut ein Wochenende. Wir kamen am 29. Juni 2024 in Suwalki an, wo zufälligerweise an dem Tag eine Airshow am Flugplatz stattfand. So ein Highlight hatten wir gar nicht erwartet. Umso größer war die Freude und wir packten die Roller aus, um uns auf den Weg zumachen. Empfangen wurden wir von dem Baltic Bees jet team. Was für eine tolle Show – dazu die spürbare Power der Jets beim sehr nahem Vorbeiflug.
Nicht immer willkommen
Als wir bei Mo wieder ankamen, hatten wir dann die erste unschöne Erfahrung auf unsere Reise mit jemandem, der uns nicht willkommen in seinem Land hieß. Ein junger Mann beschimpfte uns anfangs lautstark in seiner Muttersprache und bedrohte anschließend Christian mit einer gehobenen Glasflasche. Wir verstanden kein Wort und wussten auch nicht den Grund seines Ausbruches. Das Wort Polizei stoppte ihn jedoch zum Glück und wir entschlossen uns, umgehend einen anderen Ort anzufahren.
So sind wir in der Nähe von Augustow gelandet und lassen das Ende des Monats mit einem Pausentag ausklingen. Hier wiederum begegneten uns alle Menschen überaus freundlich und mit dem ein oder anderen führten wir sehr angenehme Gespräche.
Die nächsten Wochen werden wir Polen weiter erkunden und uns langsam aber sicher gen Süden bewegen. Wir sind gespannt, was wir alles erleben werden und freuen uns auf weitere unvergessliche Erlebnisse, kleine und große Entdeckungen sowie vielen freundlichen Begegnungen.