Reiseblog Juni 2025 - Der östlichste Punkt unserer Reise

Die Zeit vergeht so unglaublich schnell. Unser vierzehnter Reisemonat und gleichzeitig die Hälfte des Jahres ist inzwischen wieder rum. Der Juni war zum größten Teil von Entschleunigung, Ruhe, Natur und gutem Essen geprägt.

Aber auch ein paar kleine Highlights, ein Werkstattbesuch, tierische Nachbarn sowie ein trauriger Abschied waren mit dabei.

Doch lest selbst, was uns alles widerfahren ist und taucht mit ein in unsere Erlebnisse der letzten Wochen.

Jerewan

Jerewan, Yerevan oder auch Eriwan… Für die Hauptstadt Armeniens gibt es verschiedene Schreibweisen, aber doch alle meinen das Selbe.

Wir hatten lange hin und her überlegt, ob wir uns ins Getümmel dieser Großstadt stürzen wollen. Zusammen mit Kerstin und Rainer wagten wir schlussendlich den Versuch.
Unser Stellplatz befand sich oberhalb des Zentrums im Victory Park hinter der Statue der Mutter Armeniens. Von hier ging es erst zu Fuß und dann mit dem Schwarztaxi in die Stadt.

Wir erhaschten einen Blick auf die Kaskaden, schlenderten über den Platz der Republik, besuchten den Vernissage Markt, die Kirche Gregor des Erleuchters sowie den Armenischen Markt.

Anschließend fuhren wir einmal quer mit der Metro durch die Stadt und zum Schluss gab es noch eine Stadtrundfahrt mit einem roten Doppeldeckerbus.

Dieser lies uns direkt am Eingang des Victory Parks raus, so dass wir auch noch in den Genuss kamen, uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit des Parks genauer anzuschauen.

Zurück an unseren Fahrzeugen waren wir komplett zugeparkt, so dass ein Rausfahren gar keine Option war. Aber was hatten wir auch erwartet? Es war Samstag, bestes Wetter und nebenan war ein Vergnügungspark für Kinder.Je später es wurde, umso mehr leerte sich der Parkplatz und wir statteten der Mutter Armeniens noch einen kurzen Besuch ab. So ganz ohne Menschenmassen gefiel uns das Ganze schon bedeutend besser.

Der Tag war anstrengend, schweißtreibend und anders als unsere letzte Stadtbesichtigung. Während Tiflis unheimlich grün und lebendig war, wirkte Jerewan einfach nur grau, trist und zum Teil überfüllt.

Daher verließen wir bereits in den frühen Morgenstunden des Folgetages die Stadt und fuhren hinaus in die Natur, wo wir wieder durchatmen konnten.

Aragaz und Ararat

Auf dem Weg nach Jerewan erhaschten wir übrigens einen Blick auf den Aragaz, welcher mit 4090m die höchste Erhebung in Armenien ist.

Eine Wanderung auf einen der vier Gipfel dieses imposanten Berges wäre theoretisch und auch praktisch machbar. Jedoch waren wir für diese von der Jahreszeit her noch viel zu früh dran. Eine dicke Schneedecke zierte alle vier Bergspitzen und somit gaben wir uns mit dem Blick aus der Ferne zufrieden.

Ebenfalls aus der Ferne konnten wir in Jerewan den höchsten Berg der Türkei, den Ararat bestaunen. Auch wenn der Ararat heute in der Türkei liegt, ist er nach wie vor das Nationalsymbol der Armenier und wird als heiliger Berg bezeichnet.

Er misst eine Höhe von 5.137m und ist nicht nur ein beeindruckender Berg, sondern auch ein Ort von großer kultureller und religiöser Bedeutung. Dem Mythos zufolge soll nach der Sintflut die Arche Noah hier gestrandet sein. Wissenschaftliche Beweise gibt es jedoch keine.

Wie in der Karibik

… und das mitten in Armenien auf knapp 2.000 Meter Höhe.

Wer hätte gedacht, dass der Sewansee mit der Karibik verglichen werden kann? Ich definitiv nicht.

Der Sewansee ist mit 1.272 km² Fläche, einer Länge von 78 km und einer Breite von maximal 56 km der größte Süßwassersee Armeniens sowie des gesamten Kaukasus. Außerdem zählt er zu einem der größten Gebirgsseen der Welt.

Er ist umgeben von Bergen, aufwändigen Bestattungsplätzen aus der Bronzezeit sowie unzähligen Kirchen und Klöstern.

Das kristallklare bzw. himmelblaue Wasser sowie ein feiner weißer Sandstrand laden zum Sprung ins kühle Nass ein. Und genau das machten wir fast täglich an unserem kleinen, aber feinen Privatstrand, der übersät war von zarten Muscheln.

Ganze zwei Wochen genossen wir die Ruhe und Annehmlichkeiten dieses Platzes. Wir wuschen Wäsche, kochten leckeres Essen, arbeiteten, bekamen zwischendurch Besuch von Kerstin und Rainer und konnten fast jeden Abend ein Gewitter in den gegenüberliegenden Bergen beobachten.

Unweit unseres Platzes befand sich der Sewan-Nationalpark mit einem großen Vogelschutzgebiet. Direkt vor uns im See auf einer kleinen Insel hatte die Armenische Möwe eine Brutkolonie, weshalb wir aufgrund des Gekreisches stets das Gefühl hatten direkt am Meer zu sein. Verschiedene Reiher und Watvögel legten täglich einen Zwischenstopp bei uns ein. Und die Zuckmücke war unser ständiger Begleiter, wenn wir durchs Gras liefen. Gut, dass diese nicht stechen kann und somit vollkommen harmlos ist.

So leckeres Essen

Wie bereits in Georgien, war auch das Essen in Armenien umheimlich lecker. Die Supermärkte sowie Food Stores boten eine recht große und abwechslungsreiche Auswahl.

In der Bäckerabteilung lief mir stets das Wasser im Mund zusammen. Zum einen wegen des frischen Brotes und zum anderen wegen der Fülle an kalorienreichen und günstigen Kuchen.

Mit Kerstin und Rainer grillten wir regelmäßig und kamen so in den Genuss der armenischen Schaschliks sowie der ein oder anderen Flasche des einheimischen Weins.

Letzter Platz mit Aussicht

Unser letzter Stellplatz in Armenien war wieder ein wunderschöner Platz mit Aussicht. Wir standen oberhalb der Debed Schlucht, die sich wie ein grüner Gürtel um uns herum erstreckte.

Drei große Schirme oder auch Pilze, welche als Sonnen- und Regenschutz dienten, gaben diesem Platz eine spezielle Note. Am Morgen hingen die Wolken noch im Tal, was uns das Gefühl gab, über den Wolken zu schweben.

In Armenien hatte ich oft den Eindruck ein überdimensionales Landschaftsgemälde vor mir zu haben. Die sanft geschwungenen Berge mit ihrem grünen Teppich, die vereinzelten schneebedeckten Bergspitzen, die meist kristallklaren Seen, die abwechslungsreiche Flora und Fauna – eine Gegend, mit nichts in Deutschland vergleichbar.

Schön war’s in Armenien

Nach fast vier Wochen, hieß es am 19. Juni 2025 Abschied nehmen von unserem 15. Reiseland.

Wir hatten uns diesmal für den östlichsten Grenzübergang von Armenien nach Georgien entschieden. Wenige Kilometer vor der Grenze, trennte ein frisch gezogener Stacheldrahtzaun die Straße und den Fluss, da der Fluss gleichzeitig die Grenze zwischen den beiden Ländern bildet.

Wir fuhren wie immer an der LKW-Schlange vorbei und waren überrascht, dass so wenig los war. Schließlich war dies der Hauptgrenzübergang. Unser Glück war wahrscheinlich, dass wir schon so früh am Morgen da waren.

Wie bei der Einreise, mussten wir auch bei der Ausreise aus Armenien die Grenze getrennt überqueren. Während ich zu Fuß die Passkontrolle inkl. erneutem Stempel hinter mich brachte, kümmerte sich Christian um unseren dicken Mo.

Nur ein kurzer Blick der Grenzbeamten in Mo und schwupp waren wir bereits nach 15 Minuten aus Armenien ausgereist.

Auch wenn wir nur einen kleinen Teil von Armenien gesehen haben, zählt es bisher zu einem unserer schönsten Reiseländer. Die Landschaft, die gut ausgebauten Straßen, die Menschen, die tollen Stellplätze und das Gefühl hier entschleunigen zu können, werden uns stets in guter Erinnerung bleiben.

Wieder zurück in Georgien

Das Stück Niemandsland zwischen Armenien und Georgien fuhr ich dann im Mo mit, obwohl wir von anderen Reisenden gehört hatten, dass sie dieses Stück ebenfalls getrennt absolvieren mussten.

Unsere Wege trennten sich somit erst wieder am georgischen Grenzschalter. Aber bereits nach 15 Minuten, und einem erneuten kurzen Blick in Mo, waren wir alle wiedervereint und konnten nun 90 Tage lang dieses wunderschöne Land weiter entdecken. Denn so lange darf ein Fahrzeug gemäß der georgischen Zollbestimmungen im Land bleiben.

Kaum in Georgien gönnten wir Mo seit langem mal wieder eine ausgiebige Pflegeeinheit. An Selbstwaschanlagen mangelte es hier nicht – wir mussten nur eine finden, wo wir von der Höhe her rein passten.

Gesagt – getan. Nach über einer Stunde sah unser Dicker wieder wie neu aus. Und das Ganze hatte uns nicht einmal 1,50 EUR gekostet.

Gurken auf der Wiese

Nur rund 20 km nach der Grenze fanden wir einen schönen Stellplatz mitten auf einer Blumenwiese. Was lieben wir solche Stellplätze!

Auf der einen Seite wurde gerade das Getreide eingeholt und auf der anderen Seite lag ein großer Berg voll Gurken. Davon suchten wir uns die schönsten aus und ließen uns diese schmecken. Doch nicht jede Gurke schmeckte. Einige hatten ein bitteres Aroma, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass sie entsorgt wurden.

Später kam noch ein Einheimischer vorbei, der uns kühle Getränke und ein paar Schokoriegel brachte. Anscheinend gehörte ihm die Wiese und er freute sich, dass wir diese als Stellplatz gewählt hatten.

Das war auf jeden Fall wieder ein besonderer und unvergesslicher Start in Georgien.

Abschied

Am 20. Juni 2025 hieß es erneut Abschied nehmen von Kerstin und Rainer. Diesmal war der Abschied von den beiden jedoch tatsächlich der letzte auf deren Reise. Die zwei machten sich wieder auf den Weg Richtung Deutschland und unsere Wege trennten sich bis auf unbestimmte Zeit.

Mitte Oktober 2024 lernten wir uns in Albanien kennen. Zwei Wochen später begann unsere gemeinsame Reise. Von den letzten acht Monaten waren wir – mit mehreren Unterbrechungen – vier Monate als Team unterwegs. Wir erkundeten vier Länder, hatten tolle Gespräche, viele unvergessliche Ausflüge sowie lustige und leckere Grillabende.

Aus einer Reisebekanntschaft wurde Freundschaft und wir danken den Beiden von Herzen für die gemeinsame Zeit. Ein Wiedersehen wird es irgendwann definitiv geben. Nur wo, das wissen wir heute noch nicht.

Auf dem Weg Richtung Landesinnere

Bereits Mitte Mai hatten wir in der Nähe von Tiflis mit einer Werkstatt abgeklärt, das wir unseren Ölwechsel gern bei ihnen machen wollten. Wichtig war, dass Christian die Arbeiten selber durchführen konnte.

Um jedoch von unserem Gurkenstellplatz dahin zu kommen, mussten wir noch mal gut 130 km zurücklegen. Die Straße war verhältnismäßig gut, bis sie sich hinter Rustawi plötzlich in eine große Schlaglochpiste verwandelte. Aufgrund unserer angeschlagenen Vorderachse hätte dies das Ende der Reise sein können.

Ein Grund also für uns umzudrehen und einen bekannten, für uns auch problemlos erreichbaren Stellplatz anzufahren. Zum Schluss standen wir wieder oberhalb der alten Hauptstadt Georgiens – bei Mtskheta, wo wir uns vor wenigen Wochen mit meinem Cousin Lucas getroffen hatten.

Von hier waren es nur noch rund 10 km bis zur Werkstatt und so konnten wir ohne Zeitdruck unseren Termin pünktlich wahrnehmen.

Mal wieder in der Werkstatt

Der letzte Ölwechsel war inzwischen fast ein Jahr her und so wurden das Motoröl, sämtliche zugehörige Filter sowie der Dieselfilter getauscht. Filter und Kleinteile hatten wir dabei. Das Öl und den Platz bekamen wir von der Werkstatt zur Verfügung gestellt.

Unter etwas erschwerten Bedingungen und einem nicht ganz so sauberen Arbeitsplatz konnte sich Christian mal wieder richtig austoben.

Nach drei Stunden war der ganze Spaß vorbei und wir packten langsam zusammen. Zwischenzeitlich waren weitere Reisende eingetroffen, mit denen wir noch ein paar Erfahrungen und Erlebnisse austauschten.

Heerstraße oder Shatili?

Nachdem wir die Werkstatt verlassen hatten, steuerten wir einen Stellplatz wieder inmitten der Natur Georgiens an.

Der Weg dahin führte uns ein Stück die Heerstraße entlang, welche die Verbindungsstraße zur russischen Grenze ist. Hier herrschte deutlich mehr LKW-Verkehr und wir waren froh, als wir unterhalb des Zhinvali Stausees rechts abbogen und somit die Heerstraße wieder verlassen konnten.

Zwischendurch hatten wir unsere Lebensmittel- sowie Wasservorräte ordentlich aufgestockt, denn wir planten erneut einen längeren Aufenthalt fernab der Zivilisation.

Die Straße, auf der wir uns im Anschluss befanden, war eine 100 km lange Sackgasse und führte in die einsame und wilde Khevsureti Region. Am Ende dieser Straße befand sich das 22 Einwohner zählende Dorf Shatili. Dies war jedoch nicht unser Ziel, denn so weit und hoch hinaus wollten wir dann doch nicht.

Wir fanden auf rund 850m Höhe einen wunderschönen Stellplatz an einem wilden Gebirgsbach und schlugen hier unser Lager auf. Was wir hier alles erlebt haben und wie es hier genau ausschaut, das erfahrt ihr jedoch erst im nächsten Reiseblog.

Mit Georgien und Armenien sind wir am östlichsten Punkt unserer Reise angekommen. Bis in die Mongolei werden wir nicht, wie ursprünglich geplant, fahren und somit auch nicht den legendären Pamir Highway. Dies hat verschiedene Gründe und wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Uns sind die Sicherheit und Fahrtauglichkeit von Mo wichtiger, als extreme Offroad Passagen im Nirgendwo. Wir sind nicht traurig darüber, denn umso mehr Zeit können wir nun in Georgien verbringen.

Bis Mitte September werden wir noch in diesem abwechslungsreichen Land bleiben, den ein oder anderen schönen Stellplatz entdecken und einfach die Ruhe, die Natur und das leckere Essen genießen.

Es wird etwas ruhiger über den Sommer bei uns werden, da wir weniger Strecke machen und uns bewusst Pausen nehmen. Nichtsdestotrotz werden wir euch regelmäßig auf dem Laufenden halten. Einen genauen Plan, wo wir in Georgien noch hinfahren werden, haben wir aktuell nicht. Von daher seid gespannt, was die kommenden Wochen auf uns zukommen wird. Wir sind’s auf jeden Fall. Bis zum nächsten Mal, wenn ihr mögt!