Reiseblog März 2025 - Die Ruhe vor dem Sturm
Unser vorerst letzter Reisemonat in Griechenland ging wieder schneller rum, als gedacht. Diesmal hielten wir uns viel in Naturschutz- und Feuchtgebieten auf. Dabei lernten wir so einiges über die einheimische Vogelwelt kennen und waren froh, dass die Temperaturen noch nicht zu mild waren. Denn wir machten seit langem mal wieder Bekanntschaft mit Mücken, die recht aufdringlich waren.
In den Nächten sank die Temperatur oft nahe der Null-Grad-Grenze und die Pflanzen am Boden überzog am Morgen eine leichte Reifschicht. Ansonsten verwöhnte uns der März die meiste Zeit mit Sonnenschein. Lediglich zum Ende hin, wurde es noch einmal recht feucht, was uns den Abschied von Griechenland wahrscheinlich erleichtern sollte.
Wir reisten in einem gemütlichen Tempo, fanden einen guten Reise- sowie Arbeitsrhythmus und bereiteten uns auf auf die kommenden Wochen vor. Denn diese werden definitiv nicht so ruhig sein, wie die vergangenen. Aber jetzt erstmal der Rückblick vom März.
Birdwatching Tower
Nachdem wir uns von unserem Platz am Meer verabschiedet hatten, steuerten wir den Nationalpark Agios-Loudias-Aliakmonas an. Dies ist einer der bedeutendsten Feuchtgebiete Griechenlands und erstreckt sich über eine Fläche von 38.800 Hektar. Aufgrund seiner Artenvielfalt, insbesondere der Vogelvielfalt, wurde er in das europäische Netzwerk geschützter Gebiete Natura 2000 und in die Ramsar-Konvention für Feuchtgebiete mit aufgenommen.
Einen ganz kleinen Zipfel davon hatten wir einige Tage direkt vor unserer Haustür und konnten somit unzählige Vögel, unter anderem Flamingos, verschiedene Möwen, Stelzenläufer, Reiher und Schwalben beobachten.
Hierzu besichtigen wir auch einen Birdwachting Tower, welcher den Besuchern Teleskope und Fernrohre zur Verfügung stellt. An diesem Tag waren wir übrigens die einzigen Besucher. Es war das erste Mal, dass wir Flamingos in freier Wildbahn sahen und ich war fasziniert von deren Anmut in der Luft.
Wir genossen die frühlingshaften Temperaturen und die Ruhe dieses Platzes. Spontan blieben wir länger und ich beschloss einen leckeren Kuchen zu backen, wobei ein Teil des Teiges es auf unerklärliche Weise nicht bis in die Form geschafft hatte. Der Kuchen selbst hielt im übrigen auch nur bis zum nächsten Tag. Ihr merkt, wir sind absolute Naschkatzen und geben dem Kuchen gar nicht erst die Möglichkeit „hart“ zu werden.
Richtungswechsel
Während wir im Februar stets gen Norden gefahren sind, schlugen wir Anfang März auf der Höhe von Thessaloniki einen Richtungswechsel ein. Schließlich war unser nächstes großes Ziel die Türkei und somit hieß es ab nun – Osten wir kommen. Thessaloniki umfuhren wir hierbei in einem großen Bogen. Denn wer uns kennt weiß, dass Großstädte nicht so unser Ding sind. Lediglich ein Zwischenstopp an unserem Lieblingsdiscounter musste sein. Doch dieser war glücklicherweise am Stadtrand.
Wir entschieden uns, die drei Finger von Chalkidiki vorerst nicht anzufahren und im Herbst ggf. näher zu erkunden. Zumindest den dritten Finger mit dem imposanten Berg Athos sollten wir in den kommenden Wochen noch ab und zu zu Gesicht bekommen.
Koronia Nationalpark
Somit ging es wieder ein wenig ins Landesinnere – genauer gesagt in den Koronia Nationalpark. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Natura 2000 Vogelschutzgebiet, welches jedoch nicht ganz so ruhig und abgelegen war. Der Platz befand sich am Ortsrand in einem großen Park, der auch von Einheimischen besucht wurde.
Wir machten trotz allem das Beste draus, kochten bei schönstem Wetter draußen und erkundeten die Umgebung. Beim Spaziergang Richtung Koronia See wurden wir jedoch vom vielen Schilf gebremst. Deshalb konnten wir die Flamingos in der Ferne nur erahnen. Gehört hatten wir sie definitiv den ganzen Tag, denn leise waren sie keineswegs. Außerdem kreisten stets Möwen lautstark über unsere Köpfe, so dass wir wenigsten ein paar Vögel zu sehen bekamen.
Wider Erwarten waren die Nächte sehr ruhig und der Morgen kündigte sich stets mit einem schönen Farbenspiel an. Ursprünglich wollten wir am Nachbarsee, dem Volvi See, noch ein paar Tage im Koronia Nationalpark verbringen. Jedoch hinderten uns zu viele zu tief hängende Äste daran bis an den ausgesuchten Platz zu kommen.
Somit ging es weiter, was jedoch auch nicht so schlimm war. Das Wetter war ideal zum fahren und die Straßen waren frei. Wir glitten ein kleines Stück am Meer entlang, welches uns imposante Wellen bot. Sicher hätten wir hier einen passenden Stellplatz gefunden, aber es zog uns noch ein Stück weiter – ein wenig in die „Berge“ hinein.
Amfipoli mit Platzwechsel
So landeten wir mal wieder an einer archäologischen Ausgrabungsstätte, die oberhalb von Amfipoli lag. Nach wie vor können wir diesen alten Steinen nicht viel abgewinnen, da kaum etwas zu erkennen ist und uns einfach die notwendige Phantasie dazu fehlt. Aber da das Gelände frei zugänglich war bzw. im Kassenhäuschen niemand saß, nutzten wir die Möglichkeit und erkundeten die Anlage bei einem ausgiebigen Spaziergang. Dabei entdeckten wir immerhin ein paar sehr schöne und gut erhaltene Bodenmosaike.
Der Platz an sich bot uns einen herrlichen Blick auf das Meer mit der Mönchsrepublik Athos (im Süden), den Berg Pangaeon (im Osten) und das Strymon-Tal mit den umliegenden Bergen (im Norden). Wir störten niemanden und uns störte niemand. Bis am zweiten Tag ein Museumsmitarbeiter, zu welchem die Ausgrabungsstätte gehörte, uns freundlich bat, den Platz zu verlassen, da dieser nur für Besucher der Anlage gedacht sei. Da wir Ärger stets vermeiden wollen, packten wir also zusammen.
Im Gegenzug wurde uns jedoch eine Alternative im Dorf angeboten – ein Parkplatz direkt neben dem Museum. Letztendlich standen wir mitten im Geschehen und wurden direkt von mehreren Vierbeinern in Beschlag genommen. Zum Glück waren sie alle recht lieb und vor allem leise in der Nacht.
Ein Sofa am Meer
Nach dem Trubel der letzten Tage, zog es uns wieder an einen einsameren Platz. Diesen fanden wir diesmal am Meer und er hielt einige Überraschungen für uns parat.
Bei unserer Ankunft konnten wir direkt ein paar mutige Surfer beobachten, welche versuchten die perfekte Welle zu treffen. Geglückt ist es ihnen allerdings nicht so richtig, da die Wellen zum Teil zu flach waren. Interessant war es jedoch allemal, ihnen dabei zuzuschauen.
Die weitere Besonderheit war ein Sofa, welches oberhalb vom Strand stand und man direkt aufs Meer schauen konnte. Sehr dekadent mit seinen rot-gold verzierten Polstern. Selbstverständlich mussten wir hier auch Probe sitzen und der Ausblick war phänomenal. Nicht nur einmal nutzte ich die Gelegenheit von diesem Platz aus die Wellen und das Meer zu beobachten. Außerdem konnten wir stundenlange Strandspaziergänge direkt von der Haustür aus starten und wieder allerlei Muscheln entdecken.
Das dritte Highlight bot sich uns dann am letzten Abend, an dem wir Delfine beobachten konnten. Sie zogen teilweise ganz nah an der Küste vorbei und es waren mindestens acht Stück. Solche Momente lassen mich dann immer realisieren, welches Privileg wir mit unserer Art zu leben derzeit haben.
Ein kleines Luxusproblem hatten wir dann übrigens doch feststellen müssen. Das Meer kann verdammt laut sein und daher hatten wir stets etwas unruhige Nächte. So, hatten wir das bisher noch nie erlebt.
Nestos Delta
Da aus unserer Sicht keine großartigen Sehenswürdigkeiten mehr auf dem Weg bis zur Türkei lagen, hangelten wir uns von einem Stellplatz zum nächsten. Aufgrund der noch herrschenden Nebensaison fanden wir so auch im Nestos Delta einige schöne und vor allem einsame Plätze. Das Delta besteht aus 18 kleinen Seen und 8 Brackwasserlagunen.
Mehr als 320 Vogelarten und viele seltene Reptilien sowie Fischarten leben in und um die Seen und Lagunen. Einige davon konnten wir sogar beobachten, jedoch namentlich definitiv nicht genau bestimmen. Flamingos in den Lagunen und Delfine im Meer hatten wir aber auf jeden Fall erkannt. An dem einen Strand fanden wir sogar eine beachtliche Menge an Überresten von Krabben und an einem anderen Strand wiederum riesige Muscheln, die wie Austernschalen aussahen. Außerdem entdeckten wir auch jede Menge braune Kullern, die auf dem ersten Blick wie Pferdeäpfel aussahen. Jedoch stellte sich heraus, dass es sich um getrocknetes Seegras handelte, welches aufgrund der Wellen zu Kugeln geformt wurde.
Wie in Alten Zeiten
Die benachbarten Ferienhaussiedlungen waren stets wie ausgestorben und ließen nur grob erahnen, dass sich im Sommer ein anderes Bild an diesen Orten zeigt. Ab und an kamen ein paar Fischer vorbei, die mit ihren Booten aufs Meer hinaus fuhren. Und auch mit ein paar deutschen Auswanderern kamen wir ins Gespräch. Sie verglichen die Region mit dem Osten Deutschlands vor 40 Jahren. Nachbarschaftshilfe wird hier noch groß geschrieben, das Leben sei aufgrund der einfachen Verhältnisse zwar anstrengend, aber sie waren glücklich.
In Porto Lagos gab es sogar eine kleine Marina in der einige Boote gerade für die Saison vorbereitet wurden. Das schauten wir uns ein bisschen genauer an und mussten feststellen, dass ein Großteil der Boote Bulgaren gehörte. Die Grenze zu Bulgarien war nicht weit und seit das Land in der EU ist, nutzen viele die Möglichkeit in Griechenland ihr Geld zu investieren. Wohin dies noch führt, würde die Zeit zeigen. Wobei die Grundstückpreise definitiv schon gestiegen sind.
Letzter Stellplatz vor der Türkei
Bei Alexandroupoli, der letzten größeren Stadt vor der türkischen Grenze, legten wir noch einmal einen längeren Zwischenstopp ein. Dies war zum einem dem Wetter geschuldet und zum anderen mussten wir noch auf ein Paket aus Deutschland warten. Jenes sollte unsere neue UV-Filteranlage für unser Trinkwasser beinhalten. Unsere derzeitige Anlage funktionierte nämlich von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Gut aber, dass dies noch in Griechenland passiert war. Schlecht jedoch, dass die Anlage nicht einmal ein Jahr gehalten hatte.
Wirklich viel zu sehen gab es an diesem Stellplatz jedoch nicht. Wir standen zwar fußläufig zum Meer und am Eingang des Evros Delta Nationalparks, allerdings umgeben von einer Art Marschlandschaft. Von den zahlreichen Vogelarten, die hier leben sollen, sichteten wir nur einen Bruchteil. Dafür entdeckten wir jedoch ein paar Schildkröten zwischen den Dünen. Der Strand lud kein bisschen zum baden ein, da er von Algen und Seegras überfüllt war. Jedoch war es erneut interessant, wie unterschiedlich ein Strand aussehen kann.
Ein wenig Abwechslung bot uns hin und wieder der nahe gelegene Flughafen von Alexandroupoli. Nachdem wir die Ankunfts- und Abflugzeiten studiert hatten, statteten wir dem Flugplatz immer mal einen Besuch ab. Die richtig großen Maschinen landeten hier zwar nicht. Aber wir sind genügsam und geben uns stets mit dem zufrieden, was uns geboten wird. Außerdem können nicht viele behaupten, dass sie ruhige Nächte neben einem Flugplatz hatten.
Nach 4,5 Monaten nähert sich das Ende unseres Aufenthalts in Griechenland. Wir waren und sind auch jetzt noch beeindruckt von der Schönheit und dem Kontrast der Landschaft, der Herzlichkeit der Menschen und der Ruhe, die wir an vielen Orten fanden. Gesehen haben wir längst noch nicht alles und werden daher den kommenden Winter erneut in Griechenland verbringen. Es ist somit nur ein Abschied auf Zeit.
In wenigen Tagen werden wir die Grenze zur Türkei überqueren, unserem 13. Reiseland. Geplant sind ca. sechs Wochen für die Durchfahrt, wobei zum einen viele Sehenswürdigkeiten mit auf dem Weg liegen und zum anderen es über 2.000 Kilometer sind, welche wir in dieser kurzen Zeit fahren werden. Es wird definitiv eine Umstellung werden, denn unsere Fahretappen werden länger, damit wir auch mal an dem ein oder anderen Ort ein paar Tage stehen können. Nebenbei sollte die Arbeit auch nicht zu kurz kommen, wobei es zum Glück noch recht überschaubar bei mir ist.
Auch wenn die kommenden Wochen anstrengend und sicher auch stressiger werden, freuen wir uns auf das Neue und das Unbekannte. Wir sind gespannt, wie die Türkei uns empfangen und welchen Eindruck sie hinterlassen wird. Also, seid auch ihr gespannt. Bis zum nächsten Mal, wenn ihr mögt!