Reiseblog Oktober 2024 - Workaway und ab in die Berge

Der Oktober war anders als unsere bisherigen Reisemonate. Was vor allem daran lag, dass wir fast die ganze Zeit unserem Workaway nachgingen. Aus den ursprünglich geplanten drei bis vier Wochen wurden es im Endeffekt ganze fünf Wochen. Warum? Das erfahrt ihr in den nachstehenden Zeilen.

Workaway

Abschied von unseren südamerikanischen Kolleginnen

Die ersten Tage nach unserem Start auf dem Campingplatz standen uns stets Urpi und Yaneth hilfreich zur Seite. Die beiden kamen aus Südamerika und reisten jeweils nur mit einem Rucksack durch Europa. Diese unbeschwerte Art zu reisen, war sehr beeindruckend – wäre jedoch aktuell nichts für uns. Durch ihre herzliche und offene Art, verstanden wir uns auf Anhieb und es machte Spaß mit ihnen zusammen zuarbeiten. Auch wenn die Kommunikation manchmal etwas schwierig war, konnten wir uns doch immer irgendwie verständigen. Wir lernten sogar einige Worte Spanisch und stellten fest, dass dies eine sehr schöne Sprache ist. Leider endete ihr Workaway Einsatz bereits Anfang Oktober und es hieß Abschied nehmen.

Kleine Routinen

Wie im ganz normalen Arbeitsalltag entwickelten sich auch bei uns ganz schnell gewisse Routinen und feste Aufgaben. Während Christian sich am Morgen stets dem Pool widmete, reinigte ich die Sanitäranlagen des Platzes, entsorgte den Müll und fegte einmal durch die Küche und den Eingangsbereich des Wohnhauses.
Jedoch füllten diese Aufgaben keine fünf Stunden Arbeitszeit aus und so hatten wir viele verschiedene Tätigkeiten während unseres Aufenthaltes.

Christian und das Betonieren

Ein großer Punkt von Christians Arbeiten war das Betonieren. Wie im Vormonat bereits erwähnt, befindet sich der Campingplatz derzeit noch im Aufbau. Neben großzügigen Stellplätzen für alle Arten von Campingfahrzeugen, gibt es auch fünf Wohnwagen, welche gemietet oder dem ein oder anderen Workawayer zur Verfügung gestellt werden können. Diese Wohnwagen erhielten während unseres Aufenthaltes jeweils eine Terrasse. Das bedeutete, den Boden vorbereiten, die Schalung für das Fundament herstellen und letztendlich das Ganze mit Beton ausgießen.

Zusätzlich wurden noch zwei Fundamente für weitere Außenwaschbecken gegossen sowie für einen neuen Hühnerzaun.

Denkt jedoch nicht, dass fertiger Beton hierfür verwendet wurde. Nein, ganz und gar nicht. Albanien ist in diesem Punkt noch längst nicht so fortschrittlich. Daher musste der Beton stets selbst angemischt und mit der Schubkarre jeweils zum Bestimmungsort transportiert werden. Christian machte drei Kreuze, als diese Arbeiten beendet waren.

Anja und der ewige Kampf gegen das Unkraut

Den Großteil meiner Arbeitszeit hingegen, füllte anfangs das Entfernen des Unkrauts in den unzähligen Beeten aus. Doch ich muss euch sagen, dies war ein Kampf David gegen Goliath. Kaum war ich am Ende angekommen, konnte ich vorne wieder beginnen. Manchmal kam es mir wie eine Strafarbeit vor und mein Rücken hatte ganz schön zu leiden. An diesen Tagen genoss ich den Vorteil des Platzes und gönnte mir zum Feierabend eine Runde Yoga. Was diese Arbeit ebenfalls angenehmer machte, war die tatkräftige Unterstützung durch Urpi und Yaneth.

Holz- und Vegetationsarbeiten

Auch in Albanien kann es im Winter kalt werden, so dass Feuerholz benötigt wird. Beim Sägen und Stapeln des Holzes konnte Christian stets in Ruhe seine Podcasts hören und das Tempo selbst bestimmen.

Ebenso als er mehrere Bretter geschliffen hatte, welche anschließend gestrichen und für den Bau einer Boccia Bahn verwendet wurden. Nach dem Schleifen sah Christian aus wie ein Staubteufel, da dem Thema Arbeitsschutz keine so große Bedeutung in Albanien zugesprochen wird. Die Dusche hatte er sich an diesen Tagen wahrhaft verdient.

Neben Rasen mähen, Unkraut entfernen, neuen Pflanzen setzen und wässern, kümmerte er sich noch um das Beschneiden von Hecken und Sträuchern sowie dem Spritzen der Bäume. Ihr merkt, das Aufgabenspektrum war breit gefächert und Langeweile trat in dieser Zeit definitiv nicht auf.

Vom Kochen und Essen

Neben dem kostenlosen Stellplatz, erhielten wir auch kostenlose Verpflegung während der gesamten Dauer unseres Aufenthaltes. Dabei mussten wir uns an die (für deutsche Verhältnisse) späten Essenszeiten gewöhnen. Mittag gab es in der Regel gegen 13:00/13:30 Uhr und Abendessen anfangs erst gegen 20:00 Uhr, später gegen 19:00 Uhr.

Bei der Zubereitung der Mahlzeiten war es für mich selbstverständlich mitzuhelfen. In den ersten Tagen nur als Küchenhilfe, später oft als Küchenchefin. Dabei konnte ich mich mal wieder ein wenig austoben und zauberte neben verschiedenen Gerichten auch den ein oder anderen leckeren Kuchen. Ich genoss die Zeit in der Küche sehr und brachte ein wenig Abwechslung auf den Speiseplan.

Dementsprechend schlugen wir uns stets kräftig den Magen voll und nahmen auch ein, zwei Kilo zu. Schließlich mussten wir uns etwas Speck anfuttern, denn auch hier im Süden Europas hielt der Herbst langsam Einzug.

Radwechsel Mo

Wir nutzten die Möglichkeit des längeren Stehens an ein und demselben Platz, um unsere Räder am Mo einmal komplett durchzurotieren.

Das bedeutet, wir holten zum ersten Mal unser Reserverad mittels unserem selbstgebauten Kran und Kettenzug vom Heck. Dies klappte ohne Probleme und so konnten wir den Wechsel aller Räder nach und nach durchführen. Im Zuge dessen prüfte Christian die Bremsen und passte den Reifendruck an.

An sich sollte das nächste Durchrotieren der Räder erst nach ca. 10.000 weiteren Kilometern erfolgen. Drückt uns die Daumen, dass kein ungeplanter Radwechsel dazwischen kommt.

Zeit für uns


Doch die Zeit auf dem Campingplatz bestand nicht nur aus arbeiten. An unseren freien Tagen machten wir ab und an kleinere Ausflüge in die Umgebung, wobei wir die Fahrräder unserer Gastgeber nutzen konnten. Aber auch hier musste erst einmal Hand angelegt werden, bevor sie fahrtüchtig waren.

Wir besuchten die albanische Adria, wobei uns der Strand nicht wirklich vom Hocker gehauen hatte. Der schwarze Sand war zwar sehr fein, aber in Kombination mit dem Müll, sah es alles nicht gerade einladend aus. Dem ein oder anderen Camper störte dies weniger und so stand stets mindestens ein Fahrzeug irgendwo am Strand.

Auf dem Rückweg kamen wir stets an einer von rund 200.000 in Albanien vorhandenen Bunkeranlagen vorbei. Die Bunker entstanden vor allem zwischen 1972 und 1984, unter der Herrschaft von Enver Hoxha. Zu dieser Zeit war das Land sozialistisch geprägt und die Bunker sollten der Verteidigung des Landes im Falle einer Invasion durch ausländische Truppen dienen. Wirklich genutzt wurden sie jedoch nie und verfallen nun mit der Zeit.

Direkt im Ort befand sich übrigens ein kleiner Baumarkt, welcher erstaunlicherweise recht gut ausgestattet war und dem wir mehrmals einen Besuch abstatteten. Schließlich waren wir in jedem Land, was wir bisher bereisten, mindestens in einem Baumarkt. Wir kannten uns somit aus und konnten bereits den oder oder anderen Vergleich machen.

Doch wir fanden auch ruhige Momente, in denen wir die Zeit zum lesen nutzten oder uns auf den Liegen am Pool einfach die Sonne ins Gesicht scheinen liesen.

Tierische Begleiter


Unsere Gastgeber hatten nicht nur für Camper ein Herz, sondern auch für Tiere. So gab es auf dem Grundstück vier Hunde, drei Katzen, einige Enten, mehrere Hühner und ein Pfauenpaar.

Alle drei Katzen sowie ein Hund wurden jeweils von den Straßen Albaniens gerettet und bekamen hier ein liebevolles Zuhause. Selbstverständlich erhielten alle Vierbeiner auch regelmäßig Streicheleinheiten von uns.

In den Abendstunden kamen stets die gefräßigsten Tiere, vor denen wir, so weit es ging, flüchteten. So viele Mücken, wie an diesem Ort, hatten wir während unserer Reise bisher erst einmal in Ungarn erlebt. Selbst durch die Kleidung stachen sie hindurch und auch vor dem Gesicht machten sie keinen Halt.

Sobald die Mücken weg waren, kamen die nachtaktiven Tiere zum Vorschein. Neben Fröschen und verschiedenen Faltern, gaben jeden Abend die Grillen ein Konzert, was uns bis in den Schlaf begleitete. Das Gezirpe wurde regelmäßig von diversem Hundegebell aus der Nachbarschaft unterbrochen und mit der Zeit wurde dies extrem nervend. Wir vermissten bereits nach wenigen Tagen die Nächte in absoluter Einsamkeit und Stille.

Vorbereitung für die Weiterfahrt

Aber bevor wir wieder aufbrechen konnten, waren nach knapp fünf Wochen Standzeit einige Vorbereitungen zu treffen.

Wir nutzten noch einmal die Möglichkeit die komplette Wäsche durchzuwaschen. Mo wurde einmal gründlich abgeschrubbt, wobei Christian sogar unsere Wohnkabine von unten säuberte. Das alte Wasser aus unserem Tank liesen wir ab, um diesen einmal zu reinigen und anschließend mit frischem Wasser zu befüllen.

Außerdem ging es an die Routenplanung und Stellplatzsuche, was größtenteils meine Aufgabe war. Wir waren uns anfangs nicht sicher, ob wir die Küste Albaniens weiterfahren sollten oder doch eher einen Abstecher in die Berge. Die endgültige Entscheidung trafen wir erst wenige Tage vor der Abfahrt.

Abschied und Fazit Workaway

Am 26. Oktober 2024 hieß es für uns Abschied nehmen von unseren Gastgebern Alessandra und Daniele. Über einen Monat unterstützten wir sie bei der täglichen Pflege, Instandhaltung und dem Aufbau ihres Campingplatzes. Wir blieben länger als geplant, da Alessandra unerwartet zwischendurch nach Italien musste und wir noch warten wollten, bis sie wieder zurück kam.
Der Abschied von den Beiden war sehr herzlich und mit der ein oder anderen Träne verbunden. Aber wir merkten auch, dass es an der Zeit war, endlich weiterzuziehen. Denn unsere Reise war noch längst nicht am Ende.

Unser erstes Workaway war eine interessante Erfahrung und auch anstrengend von den Aufgaben her. Es wurde einiges von uns abverlangt, wobei wir stets unser Bestes gaben. Wir arbeiteten teils mehr, als es notwendig war, was dem Campingplatz natürlich zugute kam. Nebenbei lernten wir viele verschiedene Menschen kennen, hatten interessante Gespräche, lachten viel, waren jedoch auch oft am zweifeln.

Würden wir es wieder machen? Zum aktuellen Zeitpunkt wäre unsere Antwort nein. Warum? Die Abhängigkeit von anderen, bei solch einer Sache, war für uns ein großer Minuspunkt. Und das Verhältnis aus Geben und Nehmen war im Endeffekt nicht ausgeglichen, was vielleicht aber auch an unserer deutschen Arbeitseinstellung lag. Daher werden wir uns vorerst wieder voll und ganz auf das Reisen konzentrieren und Euch fleißig abwechslungsreiche Reiseberichte in den Folgemonaten liefern.

On the road again

Es geht in die Berge

Es fühlte sich unglaublich gut an, erneut mit Mo auf der Straße unterwegs zu sein. Auch wenn die erste Fahrt wieder mal ein wenig holprig und länger als geplant war.

Es ging anfangs halb durch Tirana, vorbei am Schloss und entlang der neugebauten Autobahn. Vor ca. vier Monaten wurde diese erst eröffnet, aber Spurrillen hatte sie jetzt schon deutlich im Asphalt. Bis Ende des Jahres soll die Autobahn noch mautfrei sein, danach nicht mehr. Also Glück gehabt und ab Richtung Berge. Ja, ihr habt richtig gelesen – es ging in die Berge. Wer uns kennt, weiß, dass wir uns da einfach wohler fühlen.

Erst der dritte Stellplatz und rund 150 km später, fanden wir ein Fleckchen, das uns richtig gut gefiel. Nahe eines rauschenden Flusses und der SH71, eine der schönsten Panorama Straßen Albaniens. Die erste Nacht freistehend in Albanien nach so langer Zeit war eine Wohltat für unser Gemüt. Spontan entschieden wir daher eine weitere Nacht an diesem Ort zu verbringen.

SH71 – welch eine Traumstraße

Wir fuhren die SH71 von Gramsh bis Maliq und es war eine absolute Traumstraße. Inzwischen ist sie fast durchgängig asphaltiert, was den Vorteil brachte, dass auch der Fahrer das Panorama mit genießen konnte.

Die Straße führte vorbei an Stauseen, durch weite Täler, hinauf auf die Berge und schlängelte sich durch enge Schluchten mit tiefen Einblicken. Mehrere Abschnitte mit 10 Grad Steigung bzw. Gefälle und unzählige Serpentinen prägten die Fahrt.

Inmitten dieser wunderschönen Kulisse fanden wir auf einer kleinen Anhöhe einen Stellplatz nur für uns allein. Der Rundblick, der sich uns bot, war atemberaubend. Und das Beste an dem Platz waren die sternenklaren Nächte. Da wir soweit fernab von irgendwelchen Lichtquellen waren, bot sich uns ein Sternenhimmel mit tausenden von funkelnden kleinen und großen Punkten. So viele Sterne hatten wir bisher noch nie gesehen. Und die Milchstraße verlief sogar direkt über Mo. Einfach nur phänomenal.

Ohridsee

Am Ende der SH71 fuhren wir Richtung Norden. Unser nächstes Ziel war der Ohridsee. Als einen der ältesten Seen der Erde (rund 1,36 Millionen Jahre), mit seinem kristallklaren Wasser, wollten wir uns diesen nicht entgehen lassen.

Den erhofften Stellplatz am Wasser fanden wir zwar leider nicht, aber der An- und Ausblick auf den See, konnte sich durchaus sehen lassen. Wir umrundeten fast den gesamten See, wobei wir die Westseite hinauf und die Ostseite wieder hinunter fuhren. Da es sich beim Ohridsee um einen Grenzsee handelt, passierten wir nach sechs Wochen mal wieder eine Landesgrenze.

Hallo Nordmazedonien

Am 31. Oktober 2024 fuhren wir von Albanien nach Nordmazedonien und kamen somit in unserem 11. Reiseland an. Der Grenzübertritt verlief erneut kurz und schmerzlos. Und leider auch wieder ohne einen Stempel im Reisepass. Dafür war es das erste Mal, dass die Vorlage der grünen Versicherungskarte verlangt wurde.

Unser erster Stellplatz in Nordmazedonien befand sich auf über 1.400 m im Galičica Nationalpark mit Blick auf den Ohridsee hinunter und die albanischen Berge gegenüber. Hier erwarteten uns bereits Kerstin und Rainer, welche uns vor wenigen Wochen während unseres Workaways auf dem Campingplatz besuchten.

Der Herbst war zwischenzeitlich auch im Gebirge angekommen. Überall bunt gefärbte Blätter, raschelndes Laub und nachts einstellige Temperaturen.

Wie geht es weiter

So endete der Oktober mit vielen neuen Eindrücken, einem schönen Wiedersehen und inmitten von der Natur.

Was wir in Nordmazedonien alles erlebt haben und wohin uns die weitere Reise führte, das erfahrt ihr im nächsten Reisebericht. Seid gespannt – wir sind es.

Ciao, Ciao und bis zum nächsten Mal, wenn ihr mögt!