Reiseblog September 2024 - Balkan - mittendrin, statt nur dabei
Wie die Zeit vergeht… Inzwischen sind wir mitten im Balkan, außerhalb der Europäischen Union und waren diesen Monat in drei Ländern unterwegs. So hatten wir das ursprünglich nicht geplant. Aber Pläne sind dafür da, um über Bord geworfen zu werden. Die Priorität lag jedoch auf dem langsamen Reisen, wobei das Wetter auch einen gewissen Einfluss hierauf hatte.
Wir passten uns den Gegebenheiten an, genossen mehr die Ruhe in der Natur, als die Hektik einer Stadt und hatten wundervolle Begegnungen mit neu geschlossenen Reisebekanntschaften. Aber lest selbst, was uns alles widerfahren ist.
Bosnien und Herzegowina
Und seine wunderschöne Natur
Die ersten Tage im September standen wir noch an unserem versteckten Platz am Buško jezero, einem künstlich angelegten Stausee, der zur Stromerzeugung in der Region dient. Zum Ende des Sommers und bei großer Hitze, sinkt der Wasserpegel täglich bis zu einem halben Meter. Dies konnten wir bei unserem Aufenthalt sehr gut beobachten, da wir für unsere Badeeinheiten stets tiefer hinein gehen mussten. Auf die dringend benötigte Abkühlung hatte das jedoch keinen Einfluss.Über schmale Straßen, Berg auf, Berg ab und zum Schluss über Stock und Stein ging es anschließend in den Blidinje Naturpark. Hier fanden wir einen wunderschönen Platz oberhalb des gleichnamigen Sees auf einer Höhe von 1.200 m. Die Aussicht war atemberaubend und der Schäfer mit seiner Herde begrüßte uns zur Ankunft. Wir genossen spektakuläre Sonnenunter- und -aufgänge sowie die angenehmen Temperaturen am Morgen. Auf kleinen Wanderungen erkundeten wir die umliegenden Hügel und waren überwältigt von der Ruhe und Einsamkeit des Platzes.
Unser Wassermelder piepste übrigens an diesem idyllischen Ort mal wieder und erneut war eine kleine OP notwendig. Eine neue Dichtung wurde gebastelt und das Filtergehäuse angepasst. In der Hoffnung, dass es diesmal dicht bleibt.
Mostar
Nach den vielen Tagen in der Natur zog es uns mal wieder in eine Stadt. Bei unserer Reise durch Bosnien und Herzegowina überlegten wir lange, welche Route wir fahren und welche Städte wir besichtigen möchten. Da wir planen im kommenden Jahr erneut durch dieses Land zu reisen, fiel die Entscheidung dieses Jahr auf Mostar.
Mostar gilt zu den wärmsten Orten auf dem Balkan und jagt einen Hitzerekord nach dem anderen. Bei unserem Aufenthalt hatten wir Glück und es waren „nur“ 30 Grad. Wir fanden einen Stellplatz auf dem Berg Hum, von welchem während der Jugoslawienkriege die Kroaten die Stadt beschossen. Überreste erzählen noch heute von der Geschichte.
Die Stadt selbst ist wahnsinnig touristisch, vor allem um den Bereich der berühmten Stari Most, der Alten Brücke. Unzählige Souvenier Shops, kleine Geschäfte mit handgefertigtem Schmuck oder Keramik sowie zig Cafés und Eisdielen in den vielen engen Gassen.
Sightseeing in Mostar
Der Blick von der Brücke und auch auf die Brücke war schon recht eindrucksvoll. Das Highlight waren jedoch eindeutig die Brückenspringer, die sich solch einen Sprung auch ordentlich bezahlen lassen. Je nachdem, wie viel Geld die Touristen zahlen, um so mehr Springer zeigen ihr Können.
Nach rund drei Stunden Stadtbesichtigung hatten wir genug von diesem ganzem Trubel und genossen am Abend, fernab von allem, die Aussicht auf das Lichtermeer zu unseren Füßen. Eine ruhige Nacht hatten wir jedoch nicht. Ein Gewitter zwang uns, zum einen in tiefer gelegene Gefilde zu fahren und zum anderen die Zeit im Fahrerhaus auszusitzen.
Da unsere Wohnkabine aus GfK besteht, sind wir in dieser nicht vor Blitzeinschlägen geschützt. Was bedeutet, dass der einzige sichere Ort bei einem Gewitter das Fahrerhaus bei uns ist, welches wie ein faradayscher Käfig wirkt.
Kleines Paradies …
An sich wollten wir in Bosnien und Herzegowina die Kravica Wasserfälle noch besichtigen und fuhren sogar extra einen kleinen Umweg. Jedoch fanden wir die seit kurzem geltende Parkgebühr für nicht gerechtfertigt. Wir sollten das doppelte bezahlen als ein „normales“ Wohnmobil. Für eine Verhandlung war der Platzbetreiber nicht offen und so fuhren wir kurzerhand weiter.
Nur wenige Kilometer weiter, fanden wir einen schnuckeligen Campingplatz direkt am Fluss Neretva, der auch durch Mostar fließt. Ein kleines Paradies mit einer Schaukel mitten im Fluss, die mich magisch anzog und mich für kurze Zeit wieder wie ein Kind fühlen lies. Nach der Hektik der Stadt und der Aufregung der vergangenen Nacht, war dies der perfekte Ort um abschalten zu können.
… und überstürzter Aufbruch
In der Zwischenzeit waren wir stets in Kontakt mit unserem Host / Gastgeber bzgl. unseres geplanten Workaway Einsatzes in Montenegro. Aber was ist Workaway eigentlich? Vorrangig geht es hier um kulturellen Austausch, bei welchem Reisende die Möglichkeit haben, für wenige Stunden Mithilfe / Arbeit kostenlos Logis und Verpflegung zu erhalten. Ein Grund unserer Reise ist das Kennenlernen der Kultur und der Menschen der jeweiligen Länder. Daher klang dieses Angebot als sehr vielversprechend und wir entschieden uns, es einfach mal auszuprobieren.
Unsere letzten Tage in Bosnien und Herzegowina verliefen dann leider etwas hektischer als ursprünglich geplant. Nach einem kurzen Besuch des Kloster Tvrdoš, welches auf dem Fundament einer alten Kirche aus dem 4. Jahrhundert erbaut wurde, hieß es für uns noch einmal günstig tanken und Vorräte auffüllen. Unser Host in Montenegro musste kurzfristig umdisponieren, was uns zu dem überstürzten Aufbruch aus diesem traumhaften Fleckchen Erde führte.
Gut, dass wir nächstes Jahr wiederkommen werden, um uns den Rest dieses Landes anzuschauen. Ein Land voller Kontraste und Schönheit. Eingebettet im Herzen des Balkans und noch ein echter Geheimtipp, dass mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Montenegro
Workaway, ja oder nein?
Am 09. September 2024 hieß es für uns, Tschüss Bosnien und Herzegowina und kurz darauf Willkommen Montenegro – unserem neunten Reiseland. Ohne lange Wartezeit oder irgendwelche Komplikationen ging es über die Grenze. Dabei erhielten wir unseren zweiten Stempel in die Reisepässe.
Mit einem traumhaften Blick über die Bucht von Kotor ging es Richtung Herceg Novi. Dabei mussten wir besonders Acht geben, nicht mit freilaufenden Kühen zu kollidieren. Unser Ziel war ein Stellplatz an einer Kirche in einem kleinen Bergdorf oberhalb der Stadt.
Die Straße dahin war extrem schmal und an sich auch nicht für ein Fahrzeug wie Mo ausgelegt. Trotzdem fuhren wir sie hoch und es passierte, was passieren musste. Ein entgegenkommendes Fahrzeug streifte mit seinem Außenspiegel unseren Mo und fügte ihm einen tiefen Kratzer zu. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Freude darüber weniger groß war.
Der Stellplatz und das Wetter
Am Platz angekommen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Während es tagsüber „nur“ sintflutartiger Regen war, zog in der Nacht ein ordentliches Gewitter über uns hinweg. So hatten wir uns die Begrüßung in Montenegro nicht vorgestellt.
Auch unser Vorhaben hinsichtlich des geplanten Workaway Einsatzes entwickelte sich anders als geplant. Nach einem persönlichen Kennenlernen und einer Nacht drüber schlafen, entschieden wir uns, die Sache abzubrechen, bevor wir sie überhaupt angefangen hatten. Diverse Gründe führten zu dieser Entscheidung und wir wussten nun, auf was wir bei einem zukünftigen Workaway Einsatz mehr achten müssen.
Ein Vorteil hatte der Stellplatz jedoch. Wir konnten ein paar Tage hier verweilen und deckten uns mit einer neuen SIM Karte ein, welche 1 TB Datenvolumen hatte. Das sollte für unseren Aufenthalt in Montenegro reichen.
Regentage ausitzen
Anstelle an der Küste lang direkt Richtung Süden, zog es uns wieder in die Berge. Doch wir mussten das Wetter dabei auch im Auge behalten, denn Regen und Gewitter waren erneut angesagt. Hatten wir bisher fast ausschließlich Sonnenschein auf unserer Reise, änderte sich dies nun durch einen Wetterumschwung.
Daher war es wichtig einen Stellplatz zu finden, an dem wir die Schlechtwettertage aussitzen konnten. Nach mehreren Anläufen wurden wir am Krupac See bei Nikšić, der zweitgrößten Stadt Montenegros, fündig. Doch wir waren nicht allein. Kaum am Platz angekommen, kamen schon die ersten Vierbeiner. Schnell wurde Freundschaft geschlossen und wir hatten unsere persönlichen Wachhunde.
Regenpausen nutzten wir für kleine Spaziergänge auf dem Damm, Treffen mit den gehörnten Vierbeinern und einigen Blödeleien. Der Ausblick vom Stellplatz auf die umliegende Bergkulisse war dabei wunderschön.
Reisebekanntschaften
Hier machten wir übrigens auch eine ganz tolle Reisebekanntschaft mit herzensguten Menschen, welche unsere Reise schon länger verfolgen. Leider war das Treffen nur von kurzer Dauer, da die Beiden nicht so viel Zeit im Gepäck hatten, wie wir. Aber wir sind uns sicher, dass wir uns irgendwann, irgendwo wiedersehen und dann die Gespräche vertiefen werden.
In den nächsten Stunden kamen mehrere Einheimische, welche den Platz ebenso nutzten und auf einmal standen wir mit Mo mitten unter ihnen. Die anfangs skeptischen Blicke wichen schnell freundlicher Begrüßung. Am Abend spielten wir bereits mit einer Gruppe Einheimischer zusammen Beachvolleyball und verabredeten uns für den Folgetag.
In der Nähe der Niagara Wasserfälle
Wir haben das langsame Reisen für uns entdeckt und genossen inzwischen das Privileg an einem schönen Platz einfach mal ein paar Tage stehen zu bleiben.
Wie an dem Fluss Cijevna südlich von Podgorica, der einem tosenden Gebirgsbach ähnelte. Das kristallklare Wasser rauschte durch einen schmalen Canyon bis hin zu den montegrinischen Niagara Wasserfällen.
Die umliegenden Berge boten zu jeder Zeit eine wunderschöne Kulisse und Montenegro zeigte sich dabei von seiner schönsten Seite. Der Herbst hielt jedoch auch hier Einzug, was uns die Natur und auch das Wetter haben spüren lassen.
Immer wieder regnete es und so konnten wir direkt prüfen, ob unsere neue zusätzliche Dachrinne über der Eingangstür ihre Funktion erfüllt. Der Test wurde erfolgreich bestanden und wir sind zufrieden mit dem Ergebnis.
Nach fünf Nächten verließen wir diesen einsamen Platz, um in unser nächstes Reiseland aufzubrechen. Auch Montenegro werden wir im kommenden Jahr erneut besuchen, um noch das ein oder andere Schmuckstück des Landes zu besichtigen.
Albanien
Skutari See
Albanien begrüßte uns mit schönstem Wetter. Ohne Probleme und diesmal leider ohne Stempel im Reisepass, ging es am 21. September 2024 über die Grenze – in unser zehntes Reiseland.
Während der obligatorischen Organisation einer SIM Karte, hatten wir unseren ersten Kontakt mit der albanischen Polizei. Wir fuhren mitten in die Stadt Koplik auf einer schmalen Straße und recht tiefhängenden Kabeln. Am SIM Karten Geschäft angekommen, machte uns ein Polizist ganz nett darauf aufmerksam, dass wir mit unserem Mo gar nicht in die Stadt hätten fahren dürfen. Da, wo wir zur Stadt abgebogen sind, war jedoch keinerlei Verbotsschild zusehen. Als wir aus der Stadt wieder rausfuhren, sahen wir es dann, jedoch auf der Gegenfahrbahn. Wir sind zum Glück noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen und die Polizei lies uns ohne Bußgeld weiterfahren.
Unser zweiter Anlaufpunkt in Albanien war ein kleiner Campingplatz mitten im Garten einer albanischen Familie, umgeben von Kühen und unzähligen Hühnern. Im Garten gab es leckere Kaki, mit denen wir uns ordentlich den Bauch voll schlugen.
Unweit entfernt, befand sich der Skutari See – der größte See der Balkanhalbinsel und gleichzeitig Grenzsee zwischen Montenegro und Albanien. Leider war auch hier der viele herumliegende Müll ein trauriges Thema. Wir können es nach wie vor nicht verstehen, dass die Menschen Ihren Müll einfach so in diese wunderschöne Landschaft werfen. Uns ist klar, dass es hier nicht das Mülltrennungssystem, wie in Deutschland, gibt. Aber überall am Straßenrand stehen große Müllcontainer, welche nur genutzt werden müssten. Sehr schade, aber dies gehört zum Balkan leider generell dazu.
Workaway auf einem Campingplatz
Aus unserem erstem geplatzten Workaway Einsatz hatten wir gelernt und klärten daher vor unserem nächsten Einsatz genau ab, ob wir problemlos dahin kommen würden und auch einen guten Platz hätten.
Da es sich um einen Campingplatz handelte, war das Thema mit dem Stellplatz schnell geklärt. So reisten wir am 22. September 2024 auf dem Agri Camping italiano – Eucalyptus bei Lezhe an und bekamen einen Traumplatz zur Verfügung gestellt. Sonnenaufgänge konnten täglich vom Bett und Sonnenuntergänge vom Schreibtisch aus beobachtet werden. Und davon gab es eine Menge, denn geplant war ein Aufenthalt von drei bis vier Wochen.
Unser Host bzw. Gastgeber war ein italienisches Paar, welches vor zwei Jahren erst hierher zog und vor einem Jahr den Platz eröffnete. Mit viel Liebe schufen sie ein kleines Paradies – mitten in der Natur, aber auch mitten im Nirgendwo. Bis zur albanischen Adria waren es rund 6 km und bis nach Tirana 40 km. Auch wenn wir die Berge stets im Blick hatten, lag die Entfernung bis dahin jedoch bei ca. 20 km. Also nicht mal schnell mit dem Rad dahin fahren und eine Runde wandern gehen.
Workaway
Da Workaway ein Geben und Nehmen ist, war unser Part die Erbringung von Arbeitsleistung. Während ich größtenteils für Reinigungsarbeiten, aber auch dem Entfernen von Unkraut und teilweise dem Kochen verantwortlich war, hatte Christian die handwerklichen Themen. Ein großer Teil machten anfangs Beton- und später Holzarbeiten aus. Der Campingplatz befindet sich derzeit noch im Aufbau und so konnten wir an der Gestaltung aktiv mit teilhaben.
Fünf Stunden täglich, an fünf Tagen die Woche, zum Teil recht körperlich anstrengende Arbeit. Das waren wir so gar nicht mehr gewohnt und waren abends entsprechend ziemlich platt.
Im Gegenzug konnten wir kostenlos alle Annehmlichkeiten des Platzes nutzen. Neben den Sanitäreinrichtungen und einer Waschmaschine, gab es noch einen Pool, eine Bar und diverse Sportangebote, wie Tennis, Tischtennis oder Dart. Außerdem erhielten wir drei Mahlzeiten am Tag. Das Frühstück nahmen wir stets im Mo ein. Zu den anderen Mahlzeiten trafen wir uns mit unseren Gastgebern und den zwei südamerikanischen Workawayern, welche während unseres Aufenthaltes ebenfalls da waren.
Am Tisch ging es meist sehr gesprächig zu, mit einem Mix aus italienisch, spanisch, englisch und deutsch. Und wenn wir uns nicht verstanden, wurden Hände und Füße oder Google Translate eingesetzt.
Neben diesen neuen Bekanntschaften, hatte der Vorteil eines Campingplatzes auch, dass wir auf andere Reisende trafen. Und so kam es, dass wir in den ersten Tagen bereits zwei weitere wundervolle Paare kennenlernten, mit denen wir uns ausgiebig austauschten und in Kontakt bleiben werden.
So verging der September wie im Fluge. Auch wenn wir langsamer reisten, waren es wieder unzählige neue Eindrücke und Erfahrungen, die wir sammelten. Der Balkan gefällt uns immer mehr und es gibt hier noch so viel zu erkunden, was wir dieses Jahr nicht schaffen werden. Gut, dass wir keinen Zeitdruck haben und uns im nächsten Jahr noch weiter diese wunderschöne Region anschauen können.
Vorher jedoch, werden wir in noch wärmere Gefilde weiterziehen, um den Winter ohne Schnee und Eis zu erleben. Wann und wohin es dabei gehen wird, erfahrt ihr evtl. schon im nächsten Reisebericht. Also, lasst Euch überraschen und bis zum nächsten Mal, wenn ihr mögt!